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Zeitung << 1/2011 << Katarina Wagner
Katarina Wagner
Eine Linguistin „who rocks“
Autorin: Edina Romsics
Im März 2011 hielt Katarina Wagner, Sprachwissenschaftlerin der Uni Köln, einen interessanten Vortrag mit dem Titel „Mehrsprachige peer-Interaktion in einem deutschen Kindergarten. Eine multimodale Analyse“ an der Universität Szeged. Das GeMa sprach mit ihr über ihre Forschungen und ihre Tätigkeit in einer Kindertagesstätte.
Eine Kindertagesstätte (KITA) ist eine Institution, wo man mit der Integration zweisprachiger Kinder schon anfangen kann. Bilingualität ist sehr wichtig in der heutigen globalisierten Welt. Man kann nie wissen, wo man arbeiten bzw. leben wird. Darum ist es notwendig, Sprachen umso besser zu beherrschen. Die Kinder, für die das Programm angeboten wird, sind meist zwischen zwei und sechs Jahre alt. Man sagt, dass je früher man das Sprachenlernen je anfängt, umso einfacher ist es eine neue Sprache zu beherrschen.
Es gab eine Tendenz in den 70er Jahren, als viele Gastarbeiter nach Deutschland kamen, um bessere Chancen für die Zukunft zu bekommen. Deren Kindern bzw. Enkelkindern, die schon in Deutschland geboren wurden, jedoch Probleme mit der Sprache hatten, wurde dieses Integrationsprogramm angeboten.
Die meisten Familien sprechen ihre Muttersprachen zu Hause, am häufigsten Türkisch. Türken sind die größte und am schnellsten wachsende Minderheit Deutschlands. Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch werden auch häufig gesprochen. Die Kinder erfinden meistens neue Ausdrücke, die eine Art Sprachmischung sind und ganz logisch sein könnten. Um sich besser verständigen zu können, und die sprachlichen Grenzen zu spüren, wird ihnen in den verschiedenen KITAs richtiges Deutsch unterrichtet.
Von Katarina Wagner konnten wir erfahren, dass in der Sozialisierung von Kindern Sprache eine wichtige Rolle spielt. Darum versucht sie dies zu beobachten. Sie filmt die Kinder, wie sie untereinander und auch einzeln spielen. „Manchmal ist es besser, wenn sie es nicht erfahren, sonst machen sie eine Show“, sagt sie. Anschließend beobachtet sie die verschiedenen Reaktionen und auch den Sprachgebrauch.
Die Entwicklung der Kindergartenkinder aus der ärmsten Umgebung Kölns reizt sie am meisten. So kann sie einen tieferen Einblick in den sozialen, kulturellen sowie gesellschaftlichen Hintergrund bekommen. Darum arbeitet sie in Mülheim.
Auf die Frage, ob es einen kulturellen Unterschied zwischen Kindern verschiedener Herkunft gebe, verriet uns die Forscherin, dass es in diesem Alter noch keine großen Unterschiede gibt. Sie sind einfach Kinder mit denselben Interessen. Sie selber merken auch gar keinen Unterschied. Das kommt erst später, wenn sie etwas älter sind.
Der Weg zur Forschung
Katarina Wagner wollte ursprünglich Literaturwissenschaftlerin werden, und sie hat Kunstgeschichte und Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an der Uni Freiburg studiert. Ihre Masterarbeit ist linguistischen Inhalts und handelt von „Linguistic Landscaping”. Im Rahmen eines Erasmus-Stipendiums hat sie sie in Finnland geschrieben. Alle öffentlichen Sprachzeichen wie Mottos, Werbungen, Straßenschilder, sogar Fotografien hat sie studiert. Sie hat die Majoritätssprache verglichen mit den Minoritätssprachen in den Städten. Das heißt, Englisch wird für die Touristen und Werbungen verwendet, dagegen sind die offiziellen Sprachen Finnisch und Schwedisch, und im Alltagsleben verwendet man eine Art Mischung von allen.
Zurzeit forscht sie zu frühzeitlicher Kinderpsychologie, auf die Sprachentwicklung bezogen. Darum besucht sie die KITA und gibt in einem Nebenjob Sprachunterricht für Grundschulkinder der ersten Klasse. Das ist in der Tat Sprachförderung.
Frau Wagner hat schon während eines freiwilligen sozialen Jahrs in einem Behinderten-Kindergarten gearbeitet. Das war eine gute Erfahrung für sie, mit speziellen Kindern umgehen zu können und vieles im Leben dadurch anders zu sehen bzw. besser verstehen zu können.
In ihrer Freizeit liest sie gern, macht Joga und Pilates. Außerdem bastelt sie. Wenn sie unterwegs ist, geht sie am liebsten ins Museum und besucht Städte. Die exotischsten Orte, an denen sie jemals war, sind Südamerika und Neuseeland, die sie im Rahmen von sozialen Projekten besucht hat. Am Herzen liegt ihr aber Skandinavien, wo sie die beste Zeit ihres Studiums gehabt hat. Wenn es möglich wäre, würde sie gerne nach Stockholm ziehen und einige Jahre dort leben.
In Szeged haben der Kölner Wissenschaftlerin am besten die Uni, der Dom, die Kaffeehäuser und die Universitätsbibliothek gefallen. Die Gastronomie fand sie auch bemerkenswert. Sie hat auch einen Vortrag in der Lehrveranstaltung der Fachdidaktikerin Katalin Petneki gehalten, wo sie sich mit unseren Studentinnen unterhalten konnte. Es war für sie die beste Möglichkeit, ein Gesamtbild der Universität Szeged zu bekommen.
Nach dem Interview hatte ich den Eindruck, dass es mehr solche Personen geben sollte wie Katarina Wagner. Sie ist sehr jung, hat trotzdem schon so vieles in ihrem Leben erreicht, und ihr soziales Engagement beeindruckt mich.
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