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Zeitung << 1/2011 << „Unser guter, alter Gustav“


„Unser guter, alter Gustav“
Mahler Ausstellung & Theaterstück in Szeged

Autorinnen: Nóra Koloh, Anna Angyalka Lukács

2011 feiern wir den hundertsten Todestag von Gustav Mahler (für uns nur noch „Gusti“). Deswegen fand eine Ausstellung über sein Leben in der Universitätsbibliothek (TIK) der Universität Szeged statt.

Die Ausstellung
Dieses Programm organisierte der Lehrstuhl für österreichische Literatur und Kultur. Die Kooperationspartner waren das Österreichische Kulturforum Budapest, das Institut für Germanistik Szeged, und die TIK-Österreichbibliothek. Die Ausstellung mit dem Titel „Mahler és Bécs“ [d.h. Mahler und Wien] wurde vom 13. bis 30. April 2011 in der Versammlungshalle des TIK veranstaltet. Sie bietet einen kürzeren Überblick über den Lebensweg von Mahler, präsentiert seinen Lebensabschnitt in Wien und damalige berühmte Personen wie Sigmund Freud und Gustav Klimt. Die Ausstellung wurde von Dr. Károly Csúri, Leiter des Lehrstuhls für österreichische Literatur und Kultur, dem Botschafter der Republik Österreich, Dr. Michael Zimmermann und von Gustavs erster Gattin, Alma Mahler (gespielt von Anita Hack) „persönlich“ eröffnet.
Nach der feierlichen Eröffnung führten die Studentinnen der Germanistik in deutscher Sprache ein Stück von Joshua Sobol „Alma - a showbiz ans Ende“ auf, welches Auszüge aus Gustav Mahlers Leben auf die Bühne bringt. Das Konzept kam von Marion Rutzendorfer (Österreichlektorin) und Dorothea Böhme (DAAD-Lektorin). Finanziert wurde es von den oben erwähnten Kooperationspartnern in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst
Die Schauspielerinnen und „Schauspieler“ kleideten sich in zeitgetreue Kleidung, die aus den staubigen Schränken von Omas, von den Dozentinnen oder den Mitschülerinnen stammten. Für Schminke und Haare waren auch die Kameradinnen verantwortlich, vor der „großen Show“ wurde stundenlang hinter den Bibliotheksgarderoben in einem improvisierten Schönheitssalon gearbeitet, in Abendkleidern auf dem Boden.
Das Stück dauerte zirka 40 Minuten. Nach einem letzten Schluck Sekt und etwas Tratsch ging die Gruppe ins Mojo, um sich einen wohlverdienten Abend zu gönnen und die Premiere zu feiern.

Das Seminar
Um all das zu schaffen, bedarf es natürlich einiger Arbeit und einer ganzen Menge Proben. Deswegen ging der Aufführung ein Projektseminar mit dem Titel Theaterprojekt voraus, veranstaltet von den Lektorinnen des Instituts.
Schon in der ersten Sitzung wurde klar gemacht: „Bitte, nur engagierte Leute!“ Engagement war auch wirklich nötig, um dienstags und mittwochs bis neun Uhr abends mit Proben zu verbringen. Doch die Mühe hat sich gelohnt! Die Seminare verliefen in einer lockeren und lustigen Atmosphäre. Das Hin- und Herschieben der Stühle und Tische, um Platz zu machen, wurde zum Ritual. Als erstes mussten wir uns natürlich kennenlernen. Das geht am leichtesten auf spielerische Weise (es heißt ja nicht umsonst Schauspiel). Seitdem wissen wir: „Ich bin Marion und mag Musik.“ „Sie ist Marion und mag Musik, ich bin Dorothea und mag Dart.“ „Sie ist Marion und mag Musik, sie ist Dorothea und mag Dart, ich bin Nora und ich mag nehmen…“ „Sie ist Marion und mag…“
Danach Auflockerungsspiele: Blinde Post, „Langsummwettbewerbe“ und Zungenbrecher. Wir waren Außerirdische, trauernde Witwen, tanzende Türkinnen. Wir mussten fröhlich sein und traurig und wütend und lieb und enttäuscht und ängstlich und schüchtern und provokativ. Das waren unsere Dienstagabende, die wir jetzt schon vermissen.
Arbeit gab es natürlich auch. Die Besetzung zusammenzustellen war nicht so einfach. Die Genderunterschiede das Engagement betreffend wurden wieder sichtbar: Kein einziger Germanist wagte sich ins Rampenlicht, noch nicht einmal ins Seminar. So mussten einige für kurze Zeit lange Haare, geschminkte Augen und reizenden Hüftschwung vergessen und sich in die Anzüge ihrer Brüder und Freunde zwingen.
Ein anderer wichtiger Punkt der Vorbereitung war die Recherche. Unsere Maskenbildnerinnen und Bühnenbauerinnen haben sich alle Mühe gegeben, um die Stimmung der Jahrhundertwende auf die Bühne zu zaubern. Wir hoffen, es ist gelungen.
Sigmund Freud meint im Stück: „Erfahrung besteht hauptsächlich aus den Erfahrungen, die man nicht zu machen wünscht“. Wir allerdings freuen uns mit dieser Erfahrung reicher geworden zu sein.
Die Darstellerinnen waren Anita Hack (Alma, 131 Jahre), Judit Hevesi (Alma, 22 Jahre), Zsófia Sípos (Mahler, 150 Jahre), Éva Karl (Mahler, 40 Jahre), Anna Angyalka Lukács (Freud) und Ágnes Gábriel (Bruno). Die Anderen (von der Seminargruppe) waren die Statisten.


Meinungen über die Theateraufführung

„Ich musste mit zwei Fotoapparaten während der Aufführung fotografieren. Also war es ein bisschen schwer mich sowohl auf die „Arbeit“ als auch auf das Stück zu konzentrieren. Aber ich fand es trotzdem toll und interessant. Schade, dass es manchmal zu leise war und man fast nichts hören konnte. Aber ansonsten hat es mir gut gefallen, besonders die Aussprache der meisten Studenten. Das war einfach so deutsch-deutsch und nicht so ungarisch-deutsch, wie meine Aussprache. Die Aufführung hätte auch länger dauern können, die Zeit ging für mich so schnell um, aber es war so schon sehr viel Arbeit für die Schauspielerinnen und Regisseurinnen.” (Eszter Tápai)

„Ich fand das Stück sehr interessant. Ich war neugierig, wie das ganze Stück sein würde. Die Studentinnen lernten sehr gut ihre Texte auswendig. Sie lebten sich in die Rolle ein. Es scheint so, dass sie sich während der Aufführung sehr wohl fühlten. Die Kostüme waren auch sehr ideenreich. Das einzige Problem war, dass es manchmal zu leise war und wir fast nichts hören konnten.“ (Orsolya Rauzs)

„Die Aufführung hat mir sehr gefallen. Schade, dass man nicht alles hören konnte. Aber ich war überrascht, wie gut es war. Die Schauspielerinnen fand ich ausgesprochen begabt, alles schien so natürlich zu sein, man hatte nicht das Gefühl, das Ganze auf einer Bühne zu verfolgen. Ich bin sicher, dafür mussten sie hart arbeiten. Natürlich zeichnet das auch die Dozentinnen aus.“ (Ildikó Piróth)

„Es war zu leise. Die Schauspielerinnen waren geschickt. Am besten gefiel mir die letzte Szene, sie war am wenigsten „gespielt“, die anderen waren ein bisschen zu gestellt. Ich habe gedacht, es wird schlimmer, doch die Aufführung gelang auf einem hohen Niveau.“ (Zsuzsanna Majoros)