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Zeitung << 1/2011 << „Wie ein Dirigent…“


„Wie ein Dirigent…“
Habilitationsvortrag von Géza Horváth

Autorin: Anna Angyalka Lukács

Der Kandidat muss „in irgendeinem Wissenschaftszweig umfassenden Durchblick, zeitgemäßes wissenschaftliches Fachwissen beweisen und seine Gedanken in ein überblickbares, erlernbares und logisches System zusammenfassen können.“ So lauten die ersten Kriterien der Habilitationsregelung der Universität Szeged, denen Géza Horváth, Leiter des Instituts für Germanistik, am 17. Feb­ruar 2011 genug tun musste.

Den ersten wichtigen Schritt und auch eine der Bedingungen der Habilitation bildete die Promotion, d.h. die Erlangung des wissenschaftlichen Grades PhD in der wissenschaftlichen Karriere von Géza Horváth im Jahre 2000. Eine ähnlich wichtige Stufe in der wissenschaftlichen Laufbahn ist die Habilitation, bei der man in Szeged vor einem Komitee und einem Publikum einen einstündigen Vortrag halten muss. So hat das auch Herr Horváth gemacht. Das Komitee bestand aus vier Personen, zwei Außenstehenden und zwei Mitgliedern der Akademie.
Um 10 Uhr versammelten sich sämtliche Teilnehmer vor dem Auditorium Maximum. Professoren aller möglichen Lehrstühle, Studenten und Interessenten nahmen in den Reihen Platz. Die ersten beiden Reihen waren wie einem ungeschriebenen Gesetz folgend der „universitären Prominenz“ freigehalten. Den Vortrag leitete als Conferencier István Fried, Mitglied des Akademischen Doktorrates, der in gebügelter Leinenhose, Strickjacke und runder Brille die Stimmung der alten, staubigen Universitäten in den Saal lockte und den wissenschaftlichen Gedankengang vor hin und wieder hereinplatzenden Störenfrieden bewahrte. Und noch etwas bewachte er … eine kleine braune Holzschachtel, davor viele kleine weiße Zettelchen. Minutenlang grübelten wir, wozu sie wohl dienen mag. Schnell wurde das Rätsel aufgelöst. Die Hungarologie-Studenten im Publikum – sich offensichtlich durch Unparteilichkeit auszeichnend – mussten den Vortrag bewerten und das entsprechende Ergebnis in das Kästchen werfen.
Die Spannung ging natürlich vom Vorträger und dem Thema aus. Mit der von ihm gewohnten Dynamik brachte uns Herr Horváth die Philosophie Friedrich Dürrenmatts näher. Anhand diverser Dramen und den Kriminalromanen Der Richter und sein Henker, Die Panne und Das Versprechen erklärte er, was es mit Moral, Opfer, Zufall und Tragödie auf sich hat. Das ganze gewürzt mit Weisheiten, wie, dass „die Zahnpasta nicht wieder in die Tube hineinzubekommen ist“. Der schwungvolle Vortrag erforderte vollen Körpereinsatz, was unserem Fotografen die Arbeit ziemlich erschwerte. Doch mehrere Zuhörer waren sich einig, dass Herr Horváth einem Dirigenten glich, der mit weiten Armbewegungen seinen Wörtern audiovisuelle Form gab. Jene, die ihn kennen und schon mal vortragen hörten, werden nicht überrascht darüber sein, dass er kein Mikrophon zu seinem Vortrag benötigte.
Den Schwung des Vortrags stoppte nun Herr Fried, indem er in den letzten vorhandenen Minuten um die deutsche Zusammenfassung bat. Damit nahm der Habilitationsvortrag sein Ende. Applaus – Klatschen und Klopfen gemischt – folgten. Die Hungarologen warfen ihre Zettelchen in die Kiste und alle verließen den Raum. Einige um ihre Mittagspause zu genießen, andere – hauptsächlich Dozenten – um den etwas „wissenschaftlicheren“ Vortrag mit dem Titel Organikus szövegszerkezet Goethe Werther regényében anzuhören., Bei diesem Vortrag für Studenten leistete Herr Horváth, nach der Beurteilung der Studenten, hundert Prozent. Wir gratulieren ihm herzlich und wünschen im Namen der Redaktion weiterhin viel Erfolg!


Studentische Meinungen über den Habilitationsvortrag von Géza Horváth

„Sehr energisch, hat meine Aufmerksamkeit durch seine Vortragsweise gefesselt. Wie ein Dirigent… Der Gedankengang war erfassbar.“ (Anita Ficsóri)

„Es hat mir sehr gefallen. Nicht zu viel, nicht zu wenig, mit vielen interessanten Gedanken. Vor allem gefiel mir die Auswahl der Werke, Die Physiker und Der Besuch der alten Dame haben mich schon immer fasziniert.“ (Nóra Koloh)

„Ich habe es sehr genossen. Die Schrift auf den Folien hätte etwas größer sein können, und obwohl er laut und verständlich sprach, habe ich nicht immer alles gehört, aber dafür kann er ja nichts. Besser hätte es mir gefallen, wenn der deutsche Teil auch so lang gewesen wäre wie der ungarische.“ (Nóra Hausel)