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Zeitung << 1/2011 << Essen oder Nichtessen?


Essen oder Nichtessen?
Das ist hier die Frage…(für Vegetarier)

Autorin: Adrienn Jurkovics

„Was hast du heute gegessen?“ oder „Hättest du Lust mit mir Mittagessen zu gehen?“ Das sind ganz alltägliche Fragen, die man jeden Tag hört und beantwortet. Und mit der Antwort beginnt fast immer eine Diskussion: Wo sollen wir essen?

Freunde, beste Freunde, Liebespaare müssen sich entscheiden und das ist nicht so einfach. Und es gibt noch eine Gruppe, die immer viel Zeit mit der Entscheidung verbringen muss, und diese Gruppe sind die Vegetarier. Ich bin auch eine Vegetarierin, und aus diesem Blick war mein Erasmus-Aufenthalt in Berlin im Wintersemester 2010/11 auch sehr erfolgreich, weil ich da viele kulinarische Neuheiten ausprobieren konnte und eine Meinung über den Unterschied zwischen Ungarn und Deutschland formulieren konnte.
Ich konnte viele Unterschiede zwischen Berlin und Szeged erfahren. Wir müssen als Studentinnen sparen, also suchen wir immer die beste Lösung, wo wir etwas Gesundes und Billiges zu essen finden können.
Wenn die ungarischen Studierenden in Szeged Mittagessen gehen, haben Sie nur wenige Möglichkeiten, das „Beste“ zu wählen. Sie können nicht zwischen so vielem, billigem, leckerem Essen auswählen. Es gibt gute Restaurants in der Stadt, aber man wird dieser Gaststätten sehr schnell überdrüssig. Man kann natürlich überall etwas Leckeres kaufen, aber es gibt nur wenige Empfehlungen für Vegetarier. Es gibt aber kein Beispiel ohne Gegenbeispiel, und damit komme ich zu den Berliner Möglichkeiten.

Berlin für Vegetarier vs. Szeged
Man muss in Kauf nehmen, dass aus diesem Blick Berlin besser ist. Als ich in Berlin war, konnte ich immer aus vielen Möglichkeiten wählen. Mein persönlicher Liebling war der Dönerladen, und ich konnte immer jemanden finden, der mit mir essen mochte. Was noch sehr beliebt war, war die Mensa der Universität. Alle, die an der Humboldt Universität studieren, haben eine Uni-Karte, mit der sie in der Mensa bezahlen können. Diese Karte funktioniert wie eine ganz normale Handy-Karte, man muss sie immer mit Geld aufladen – was beim Automaten einfach zu machen ist – und danach zahlt man damit an der Kasse. Diese Karte funktioniert immer, und man kann sie in allen Mensen der Berliner Unis nutzen.
Was einem einfällt, wenn man über die Mensen in Ungarn nachdenkt, sind Gerichte wie Schnitzel, Lecsó, Gemüse, Pommes und das allgemeine traditionelle ungarische Essen, an das wir uns in der Grundschule gewöhnen durften. So war ich in Berlin positiv überrascht: Bio-Essen, viel Gemüse und speziell vegetarisches Essen. Ich könnte es nur mit einem Wort formulieren: Paradies, ein vegetarisches Paradies. Für drei Euro kann man BIO und ein gesundes Tagesmenü kaufen. In Szeged kann man oft Gerüche wahrnehmen, die in der Luft liegen. Und es riecht selten nach einem halbfertigen Essen. Einerseits kostet ein reiches Abendessen sehr viel, andererseits fühlt man sich nach einer gut geplanten und gekochten Kreation besser. Ich habe schon viele Leute über die schlechten Speisen klagen gehört. Dies wird auch durch die Meinung von der Vegetarierin Dorothea Böhme, bei der ich an der Universität Szeged ein Seminar zur Wirtschaftssprache besucht habe, verstärkt: „Immer gebackener Käse! Oder wenn ich nicht eine in Öl gebrannte und fette Speise essen möchte, kann ich einen Salat nehmen“. Zu dieser Aussage würden alle Vegetarier nicken.
Auf dieses Problem, was wahrscheinlich alle die hier Studierenden berührt, wird wahrscheinlich keine Reaktion kommen, weil die vegetarische Kultur in Ungarn nicht so beliebt ist wie in Berlin. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht verändert sich die Kultur in Ungarn so, dass die Vegetarier mit den anderen essen gehen können, ohne dass sie nur Pommes essen müssen.