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Zeitung << 1/2011 << Der lange Marsch von 1956 bis 2011
Der lange Marsch von 1956 bis 2011
Die Studentenvertretung der Germanistik an der Uni Szeged
Autor: Szabolcs Nuszpl
Vor drei Jahren, 2008, erschienen zwei Artikel im GeMa über die studentische Vertretung des Instituts für Germanistik an der Universität Szeged. Die Autoren der Artikel machten eine Umfrage, um zu messen, wie viel ihre KommilitonInnen über die Studentenvertretung wissen und was sie darüber meinen. Überraschenderweise, oder eben nicht, hatten die meisten Germanistikstudierenden damals keine Ahnung, dass es diese Institution überhaupt gibt, dass dahin auch Studierende delegiert werden, und womit sie sich überhaupt beschäftigen.
Drei Jahre sind vorbei und, obwohl ich jetzt keine direkte Umfrage machte, musste ich ähnliche Erfahrungen machen, die Mehrheit der Germanistikstudenten weiß immer noch nichts über die Studentenvertretung. Viele von ihnen wissen auch nicht, dass sie nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte haben. Und die Interessenvertretung gehört genau zu diesen Rechten, auch wenn es nicht immer so eindeutig war.
Die Tradition von 1956
Vor der Wende war sie meistens nur ein Traum für die Hörerschaft, die im Oktober 1956 sogar bereit waren, dafür auch mit Waffen zu kämpfen. Es war aber ein langer Weg von ihren Opfern bis zu der Verwirklichung der studentischen Selbstvertretung, der über die Abschaffung des Sozialismus und des eisernen Vorhangs führte. Und in dieser ganzen Geschichte spielten Szeged und die Studierenden der Uni eine zentrale Rolle. Im Auditorium Maximum der Philosophischen Fakultät wurde am 16. Oktober 1956 der MEFESZ (Magyar Egyetemisták és Fõiskolások Szövetsége/Verband der ungarischen Studierenden) gegründet, und hier wurden die Forderungen seiner Mitglieder, die so genannten 16 Punkte zusammengestellt. Nach diesem Muster wurden ähnliche MEFESZ Organisationen auch an den anderen Unis Ungarns in den nächsten Tagen ins Leben gerufen. Es war eine riesengroße Sache damals und deswegen bin ich traurig, wenn ich KommilitonInnen in Szeged begegne, die darüber gar nichts wissen. Aus diesem Grund entschied ich mich, der Studentenvertretung beizutreten, um das Erbe der 56er Generation zu bewahren und natürlich die auftretenden studentischen Probleme zu lösen und die Studierenden und die Dozenten einander näher zu bringen.
Der Eintritt in die Fachschaft ist ganz einfach. Am Anfang des akademischen Jahres werden die Aufnahmebedingungen bei der HÖK (Studentische Selbstverwaltung der Philosophischen Fakultät) ausgeschrieben. Man muss nur einen Lebenslauf und einen Motivationsbrief einreichen, in dem man kurz erklärt, warum man Mitglied sein möchte. Über die Aufnahme entscheiden dann die Mitglieder der HÖK. Wir sind jetzt zu fünft in der studentischen Fachschaft des Instituts für Germanistik: Dalma Erdei, Petra Góg, Mónika Pintér, Elisabetha Döttlaff und Szabolcs Nuszpl.
Aufgaben der Fachschaftsmitglieder
Wir nehmen zweimal im Monat an den von der HÖK organisierten Sitzungen teil, wo wir alles über die aktuellen Ereignisse, Veranstaltungen, Stipendien usw. erfahren, um die Germanistikstudierenden darüber besser informieren zu können. Wir nehmen auch an den Sitzungen des Institutsrates (IR) am Institut für Germanistik teil, wo wir versuchen, die Interessen der Germanistikstudierenden am besten zu vertreten und durchzusetzen. Im vergangenen Jahr nahmen wir an zwei IR-Sitzungen teil, deren Themen Vorschläge zu Ernennungen am Institut waren. Darüber hinaus helfen wir natürlich auch der HÖK bei der Organisation der verschiedenen Veranstaltungen wie des Balls der Philosophischen Fakultät und des Uni-Frühlingsfestivals Szevasz Tavasz, an denen wir auch selbst teilnehmen.
An der EHÖK (Studentische Selbstverwaltung der Universität) gibt es ein so genanntes Junior Program, in dessen Rahmen wir den Abiturienten, die sich für unsere Universität und unser Fach interessieren, Auskunft geben und ihnen erzählen, warum es sich lohnt, in Szeged zu studieren.
Alle Germanistikstudierenden können sich ruhig an uns wenden, bei Fragen zur sozialen Unterstützung (szociális ösztöndíj), dem Leistungsstipendium (tanulmányi ösztöndíj), Prüfungsterminen. Wenn man beim Leistungsstipendium Probleme hat oder wenn jemandem etwas nicht klar ist, z.B. wenn eine Lehrkraft nicht genug Prüfungstermine angibt, können wir gerne behilflich sein.
Neben den vielen Verpflichtungen gibt es auch einige Vorteile des Mitgliedseins, man kann z.B. kostenlos auf fast alle JATE-Partys gehen, und man kriegt auch ein bisschen Geld für die Teilnahme an den Sitzungen. Diese Sachen werden aber meistens nicht erwähnt, denn sie dürften keine Rolle spielen beim Eintritt oder beim Mitmachen. Das Ziel der Studentenvertretung ist nämlich genau das, was sich auch in ihrem Namen versteckt: die Vertretung der Interessen der Germanistikstudierenden.
Was denkt ihr und was wisst ihr über die Studentenvertretung?
Eszter: Ich finde den Zusammenhang zwischen der Revolution 1956 und heute sehr wichtig. Man schätzt oft nicht, was man hat. Aus diesem Grund ist es relevant, dass wir uns die Bedeutung dieser Ereignisse immer wieder bewusst machen. Aber was die Gegenwart angeht, ich wusste auch nicht, dass diese Studentenvertretung existiert. Und ich halte das „Ausschimpfen“ nicht unbedingt für berechtigt. Woher sollten wir wissen, dass diese Institution existiert? Von den fünf Vertretern, die im Artikel erwähnt sind, kenne ich nur zwei, aber sie sind auch nicht aus unserem Studienjahr. Also, meiner Meinung nach sollten sich auch die Mitglieder der Studentenvertretung überlegen, wie sie ihre Arbeit effektiver machen können und wie sie ein wirklicher, lebendiger Teil des Lebens der Germanistikstudenten sein können.
Edina: Ich halte es für eine gute Initiative, denn wir leben schließlich in einer Demokratie, die an der Uni nur so richtig verwirklicht werden kann, wenn auch die Studenten vertreten werden. Und wer könnte uns besser vertreten als jemand von uns? Deswegen denke ich, dass die Studentenvertretung einen Sinn hat. Aber die Mitglieder müssten für sich mehr Werbung machen oder etwas Ähnliches, weil ich über diese Organisation bisher noch nichts gehört habe.
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